Eröffnung neuer Albulatunnel

portal albuatunnelSüdportal des Albulatunnel II in Spinas während der Eröffnungsfestivitäten für das Publikum am 9. Juni 2024 (Foto: RhB/Andy Mettler).Am Samstag, 8. Juni 2024 feierte die Rhätische Bahn (RhB) die offizielle Eröffnung des neuen Albulatunnels. Die über 300 geladenen Gäste aus der Bahnbranche sowie Politik, Wirtschaft und Tourismus erlebten ein abwechslungsreiches Programm in den Festzelten bei den Tunnelportalen in Spinas und Preda. Im neuen Tunnel sorgte eine Lichtshow für viel Begeisterung.

Der historische 5 864 m lange Albulatunnel I wurde ab 1898 von 1 316 Bauarbeitern durch den Berg getrieben. Mit durchschnittlich 1 800 m. ü. M. ist es der höchste Alpendurchstich einer Vollbahn. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde am 1. Juli 1903 die Eröffnung des 7,3 Mio. CHF teuren Projektes gefeiert.

Der Albulatunnel I zwischen Preda und Spinas ist seit 2008 Teil des UNESCO Welterbes Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina und Teil der Strecke Chur – Thusis – St. Moritz.

Eine Zustandserfassung im Jahr 2006 brachte gravierenden Erneuerungsbedarf und erheblichen Nachholbedarf bezüglich Sicherheit. Mehr als die Hälfte der Tunnelröhre befindet sich in schlechtem Zustand und müsste erneuert werden. Nach eingehender Prüfung der Varianten Instandsetzung einerseits und Neubau andererseits, entschied sich die Rhätische Bahn 2010 für einen Neubau. Ausschlaggebende Argumente dafür waren der relativ geringe Kostenunterschied, kaum fahrplanrelevante Einschränkungen während der Bauphase und das wesentlich höhere Sicherheitsniveau einer Neuanlage. Der Neubau gewährt eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf die Nachhaltigkeit.

Die Erschließung der abgelegenen Baustelle erfolgte zu einem Großteil per Schiene, wofür auf beiden Seiten des Tunnels je ein Baubahnhof erstellt wurde. In den Portalbereichen wurden in der Bauphase vorübergehend größere Flächen belegt. Das anfallende Ausbruchmaterial diente als Rohstoff für die Beton- und Schotterproduktion und wurde in Preda aufbereitet. Für Material ungenügender Qualität wurde im Gebiet Las Piazzettas bei Preda eine geeignete Geländekammer zur Ablagerung von 250 000 m3 Ausbruchmaterial gefunden. Der 5 860 m lange neue Albulatunnel II wurde in zehnjähriger Bauzeit parallel zum bestehenden Tunnel gebaut und ist mit diesem durch zwölf Querverbindungen verbunden. Das Gleis besteht aus einer festen Fahrbahn und als Oberleitung für 1AC 11 kV, 16,7 Hz ist eine Stromschienenoberleitung eingebaut.


Das Sicherheitskonzept am Albulatunnel II basiert auf dem Prinzip der Selbstrettung. Die Anlage und die technische Ausrüstung erfüllen die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen an eine Eisenbahnanlage. Im Ereignisfall ermöglichen kurze Fluchtwege und Sicherheitseinrichtungen das Verlassen der Unfallstelle durch die Querverbindungen in den zukünftigen Sicherheitstunnel. Die Luft im Sicherheitstunnel steht unter Druck und verhindert im Brandfall das Einströmen verrauchter Tunnelluft. Nach der Betriebsaufnahme des neuen Tunnels wird der alte Albulatunnel zum Sicherheitstunnel umgebaut.

Die Gesamtprojektkosten betragen 407 Mio. CHF. Der erste fahrplanmäßige Zug verkehrte am 12. Juni 2024 durch den neuen Albulatunnel.